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Facebook-Vergangenheit im Licht

Netzblick 5/2018

Alte Tagebücher und Bilderalben betrachtet man mit gemischten Gefühlen. Verblasste Erinnerungen werden wach und manchmal erschrickt man ein wenig vor seinem früheren Ich. Von Schmunzeln bis zum Schämen hält die Vergangenheit vieles bereit. Jugendsünden und Jugendlieben behandelt man diskret. Ein vollständiges Abbild früherer Seelenzustände und Wahrheiten ist jedenfalls für viele nicht angenehm. Allen die es trotzdem möchten, gibt das neue Datenschutzrecht die Möglichkeit, sein vergangenes Leben in den Sozialen Medien zu betrachten. Die Dienste reagieren damit auf die Anforderungen des Auskunftsrechts nach der Datenschutzgrundverordnung. Jeder hat das Recht Auskunft über alle Informationen zu erlangen, die dort über einen gespeichert sind. Wer sehen möchte, wie das umgesetzt ist, der kann sich in sein Profil einloggen und auf unkomplizierte Weise Transparenz erleben. Ein paar Klicks im Nutzerprofil und die Facebook-Vergangenheit wird ungeschönt aufgelistet und ausgebreitet. Jeder Kontakt, jeder Post, jedes Foto der Gegenwart und Facebook-Vergangenheit – und vieles mehr, ist auf die Minute genau dokumentiert. Bilder und Videos werden in gängigen Formaten angeboten. Der Messenger WhatsApp enthält eine vergleichbare Funktion, die es gestattet Chats und Medien aus der App heraus zu exportieren, indem man sie per Mail versendet. Wer Soziale Netzwerke für einen Ort hielt, die den Mantel des Vergessens über persönliche Äußerungen deckt, der kann sich auf eine Schocktherapie gefasst machen. Erkenntnisse, die Transparenz zu Tage befördert können so hart sein, wie es alle Wahrheiten sind, mit denen man konfrontiert wird. Aber gibt es denn nicht auch ein Recht auf Vergessen werden? Doch, aber das schützt nur in bestimmten Fällen und vor allem nicht vor allem nicht gegenüber den eigenen Erinnerungen. Wer sie nachvollziehen möchte kann das tun. Man braucht Zeit und gute Nerven und sollte darauf achten, mit wem er sie teilt.

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