Preise müssen nicht gleich sein
Wer beim Gebrauchtwagenhändler ein Auto kauft, der möchte einen guten Preis bekommen. Vielleicht legt er für die Preisverhandlung seine teure Uhr ab, zieht einen alten Anzug an, und der Verkäufer taxiert auf dieser Basis den hoffentlich günstigen Kaufpreis. Kauft man einen Gebrauchtwagen im Internet, helfen solche Tricks nicht. Hier kann der Preis am Verhalten des Interessenten gemessen werden. Wer über ein teures Endgerät bestellt, im Onlinekaufhaus häufig ohne Preisvergleich und langes Überlegen kauft, der wird einen höheren Preis akzeptieren als ein Sparfuchs.
Algorithmen werten zahlreiche Parameter aus. Sie können Zahlungsbereitschaft und oft auch Zahlungsfähigkeit präzise voraussagen und ein entsprechendes Angebot machen. Solche Prüfungen sind nicht grundsätzlich verboten. In der Regel lässt die Vertragsfreiheit individuelle Preise zu, und jeder kann selbst entscheiden, wo die Grenze liegt. Ein ungutes Gefühl bleibt dennoch: zum einen, weil man anders als beim Gebrauchtwagenkauf nichts davon bemerkt, dass man anders behandelt wird. Transparenz ist eine Frage der Fairness. Zudem muss es dort Grenzen geben, wo der Verkäufer eine Notlage ausnutzt, etwa weil er weiß, dass der Kunde krank ist und deshalb ein überteuertes Medikament kauft.
Wenn der Algorithmus aber eine Zahlung per Kreditkarte ablehnt, weil er erkennt, dass die Karte nicht gedeckt ist, differenziert er aus nachvollziehbaren Gründen.