Nachgefasst : Familienrecht für Influencer – Können Kinder ihre Eltern wegen der Löschung eines Tiktok-Accounts verklagen? : aus der RDV 6/2021 Seite 356
Eine Brasilianerin löschte die Accounts ihrer 14-jährigen Tochter bei Instagram und Tiktok. Nun sind 1,7 Millionen Follower der Tochter futsch. Wer haftet für den Schaden der Tochter und wer muss für die Erfüllung der Werbeverträge gerade stehen? Betrachten wir das nach deutschem Recht. Ob das Kind seine Mutter verklagen könnte, hinge davon ab, ob die Mutter ihre Pflichten aus der Personen- oder Vermögenssorge für ihre Tochter verletzt hätte.
Ab 14 Jahren ist das Kind verfahrensfähig. Es könnte behaupten, dass die Mutter sein Vermögen gefährdet und die Anordnung richterlicher
Maßnahmen beantragen, die diese Gefahr abwenden. Wenn das nicht mehr helfen würde, könnte es die Mutter auf Schadensersatz verklagen. Aber die Mutter hat das Wohl des Kindes nicht gefährdet. Zu viel Internet ist schädlich. Dass es in der Entwicklungsphase zu Ängsten, Burnout und Depressionen führen kann und dass zu viel Ruhm für Kinder charakterschädigend sein kann, liegt auf der Hand. Das Kindeswohl ist Trumpf, das dürfte die Mutter durch die Löschung gefördert haben. Wenn Kinder Werbeverträge schließen wollen, geht das nicht ohne die gesetzlichen Vertreter. Es dürfte für deren Pflicht zur Erfüllung darauf ankommen, ob die Mutter die Tochter mit Genehmigung des Familiengerichts zum selbstständigen Betrieb ihres Erwerbsgeschäft für Dienstleistungen im Werbegeschäft ermächtigt hat. Wenn eine Ermächtigung vorlag, wäre eine Genehmigung des Familiengerichts für deren Rücknahme erforderlich. Werbeverträge die genehmigt worden sind, müssten wohl erfüllt werden.